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NACHTRAG
Revolte von Heimkindern - Aufbegehren Anfang der 1960er Jahre
Frau W. berichtete bei der zweiten Ausstellungseröffnung am 21. Juli 2024, dass sie häufig über die Feuerleiter abgehauen ist. Kinder, die erwischt wurden, mussten barfuss auf dem Flur stehen, die Hände auf dem Rücken, und es wurde mit dem Lineal auf die Finger geschlagen. Sie hat sich gegen ungerechte Behandlung aufgelehnt – egal, wer von den Kindern betroffen war. Sie hat Rabatz gemacht und Revolten angezettelt.
Der ABV/Dorfpolizist wurde gerufen. Er war nett und verständnisvoll, hatte Schäferhund. Die Polizeiwachstube war neben dem Laden im Dorf. Er half dabei, dass das Heimleiterehepaar Aussagen machen musste und Kinder als Zeugen vernommen wurden.
An der „Revolte“ im Jahr 1964/65 , bei der die Kinder Fenster im Heims einschlugen, waren ca. 15 Kinder beteiligt. Es folgte eine Gerichtsverhandlung in Gransee. Danach kam der Heimleiter nicht wieder zurück.
Bei Ausflügen durfte Frau W. grundsätzlich nicht mitmachen, beim Baden am Stolpsee musste sie in der größten Sommerhitze neben der Erzieherin auf der Decke sitzen bleiben und zuschauen, wie die anderen Kinder badeten. Bei Ausflügen ins Umland musste sie im Heim bleiben und Arbeiten verrichten.
Ein Erzieher schlug Petra mit dem Riemen, sie entriß ihm den Riemen und schlug zurück. Ihr Freiheitsdrang wurde immer grösser. Zwei Tage vor der Jugendweihe 1965, als alle ihre Vorbereitungen machten, wurde Petra in den Jugendwerkhof Torgau abgeschoben.
(siehe hierzu Informationen auf der Webseite der Gedenkstätte zum Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau)
„Sumpfhöhle“ im Wald – Freiraum in den 1970er Jahren
Herr S. (im Kinderheim 1972 - 75) berichtete, dass er zusammen mit anderen Jungen aus dem Heim im nahen Wald heimlich eine Hütte baute, die sie "Sumpfhöhle" nannten. Dort kamen sie zusammen, trainierten u.a. Boxen.
Mit einer Kamera aus dem Heim machte Herr S. davon sogar Fotos. Als die Erzieher:innen davon erfuhren, zerstörten sie die Hütte.